Entpanzern und Männer

Als Männer panzern wir uns in vielen Bereichen und Körperzonen ebenso wie Frauen. Es hat zu tun mit Angst, Schock und Schmerz, mit Eindrücken, mit denen wir uns nicht auseinander setzen wollen oder erfolgreich auseinandersetzen  können. Wir kreieren eine Barriere zwischen uns selbst und unserer Erfahrung. Diese Barriere ist der Panzer.

In einem wichtigen Aspekt unterscheiden wir uns allerdings von Frauen: Als Männer sind wir in unserer natürlichen Grundausrichtung sexuelle Wesen. Anders als Frauen, erleben wir unsere Identität über Sexualität.

Unser erstes Chakra, an der Penis-Wurzel, geht aktiv nach außen, und Sexualität ist ein wichtiger Anker unserer männlichen Identität. In dem Ausmass, wo wir uns unschuldig und frei in unserer Sexualität erleben, sind wir lebendig. In dem Ausmass jedoch, wo wir uns nicht 100% akzeptieren in unserem sexuellen So-Sein, sind wir den Beschränkungen unserer Panzerung unterlegen.

Durch Body De-Armoring erfahren und lernen Männer, dass Sex nichts zu tun hat mit Leistung, jedoch mit sich öffnen für (ganz-)körperliche und seelische Empfindungen. Als Männer sind wir oft Penis-fokussiert, und vergessen, dass Sexualität uns als Gesamtwesen meint, und konzentrieren daher unsere Aufmerksamkeit eng in unseren Genitalien, wie auch auf unsere Fantasien. So wird Sex oft zu einer Anstrengung und Leistung, anstatt zu einem Erleben und Zulassen. Wir verlieren Energie.

Durch das Entpanzern wird unser gesamter Körper empfindsamer, die Seele präsenter, der vormalige Penis-Fokus kann einer gesamthaften Selbst- Wahrnehmung weichen. Diese neue Empfindsamkeit bereichert nicht nur unsere eigene Erfahrung und gesamte sinnliche Präsenz; wir werden auch wesentlich empfindsamer unseren Partnerinnen/Partnern gegenüber, da sich alle unsere Sinne auf die Wahrnehmung und Empfindung im Moment einstellen. Das Zusammenkommen mit einem anderen Menschen wird dadurch viel mehr zu einer gemeinsam geteilten Erfahrung, in einem gemeinsam geschaffenen Raum.

Entpanzern vermittelt uns darüber hinaus auch die Erfahrung von verschiedenen Arten von Orgasmen. Wir sind als Männer sozial und kulturell trainiert, einen erigierten Penis zu haben, Penetration zu vollziehen und zu ejakulieren, manchmal unter beachtlichem physischem und psychischem Einsatz, um uns selber als Männer zu beweisen. Dadurch ist für uns Sexualität oft beladen mit Leistungsdruck, gerade auch dann, wenn wir älter werden.

Im Entpanzerungs-Prozess erleben wir, dass Orgasmus für uns viele Ausdrucksformen hat und dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Wir können sexuell hohe Schwingungen und Orgasmen erleben, auch ganz und gar ohne Erektion und ohne Ejakulation. Dadurch erweitern wir unseren Erfahrungsraum in unserer Sexualität und unser Konzept, wer wir als Männliche Männer sind. Wir befreien unsere Sexualität und unsere Identität aus dem Korsett der vorgegebenen Leistung, wir erlangen die Freiheit zu fühlen und der zu sein, der wir tatsächlich sind: ein Wesen mit einem weiten Spektrum der Erfahrung und des Selbstausdrucks.

Unser Spirit Schoss. In der Tradition der Twisted Hairs ehren wir, dass alles aus der weiblichen Energie geboren ist, aus dem Schoß der Frau. Auch als Männer haben wir einen Raum in uns, jener Ort, von dem aus wir Männer Ideen oder Projekte gebären können. Unser Spirit Schoss. Es braucht Sorgfalt und Aufmerksamkeit für einen Mann, um mit seinem inneren Raum verbunden zu sein, wenn er die Welt mit seiner männlichen Kreativität befruchtet. Diese Sorgfalt, das innere Wissen und der Instinkt, wann du in deinen Aktionen als Mann richtig liegst oder daneben, kommt von deinem inneren Raum. Du spürst es im Bauch. Dieses In-Kontakt-Sein braucht wesentlich mehr Anstrengung, solange wir gepanzert sind, denn diese energetische Barriere hält uns auf Distanz zu unserem eigenen Zentrum.

Der Entpanzerungsprozess – zusammen mit den Teachings und Zeremonien, die wir in unseren Retreats mitgeben – öffnen die Möglichkeit neu, jederzeit mit unserem Zentrum, unserem Raum, unserem Spirit Schoss, verbunden zu sein.

Auf einer tiefen Ebene ermöglicht uns diese innere Wieder-Verbindung auch Intimität mit der weiblichen Seite in uns, und in der Folge auch mit dem Weiblichen im Außen. Erst dadurch können wir uns unsere tiefe Sehnsucht nach Ganzheit in Bezug auf das Weibliche (und mit Frauen) erfüllen.